In Band 5, S. 172 - 174, der zwölfbändigen Ausgabe finden sich folgende Angaben über den Tod des Sardanapal (eigene Übersetzung):
Kapitel VII
Sardanapalus und Herkules
§1 Sardanapalus
Die Theorie, dass in Tarsus einst Könige oder Fürsten in der Gestalt von Göttern verbrannt wurden, wird auf bemerkenswerte Weise durch eine völlig unabhängige Argumentationslinie gestützt. Einem Bericht zufolge wurde die Stadt Tarsus nämlich nicht von Sandan gegründet, sondern von Sardanapalus – dem berühmten assyrischen König, dessen Tod auf einem großen Scheiterhaufen zu den bekanntesten Ereignissen der orientalischen Überlieferung zählt.
Unweit des Meeres, etwa einen Tagesmarsch von Tarsus entfernt, lagen in der Antike die Ruinen der Stadt Anchiale. Vor deren Mauern stand ein Denkmal, das sogenannte Sardanapalus-Denkmal. Es zeigte den König als Steinrelief, in dem Moment dargestellt, wie er mit den Fingern der rechten Hand schnippt. Diese Geste wurde durch eine Inschrift in assyrischer Keilschrift erläutert. Sie lautete:
„Sardanapalus, Sohn des Anacyndaraxes, baute Anchiale und Tarsus an einem einzigen Tag. Esst, trinkt und vergnügt euch – denn alles andere ist nicht mehr wert als das [dieses Fingerschnippen].“
Damit sollte offenbar ausgedrückt werden, dass alle anderen menschlichen Bestrebungen belanglos seien.
Auch wenn die Geste möglicherweise missverstanden und die Inschrift falsch übersetzt wurde, gibt es keinen Grund, an der Existenz dieses Denkmals zu zweifeln. Vermutlich stammt es eher aus hethitischer als aus assyrischer Zeit. Dafür sprechen unter anderem zahlreiche Spuren hethitischer Kunst und Religion in Tarsus sowie eine Gruppe hethitischer Denkmäler, die in Marasch im oberen Tal des Pyramus entdeckt wurden. Zwar herrschten die Assyrer zeitweise über Kilikien, doch der hethitische Einfluss war vermutlich tiefgreifender und dauerhafter.
Die Erzählung, dass Tarsus von Sardanapalus gegründet wurde, mag historisch zweifelhaft sein – dennoch muss es einen Grund für seine Verbindung mit der Stadt gegeben haben. Nach der vorliegenden Hypothese liegt dieser Grund in der überlieferten Art seines Todes.
Um nicht in die Hände der Rebellen zu fallen, die Ninive belagerten, errichtete Sardanapalus in seinem Palast einen riesigen Scheiterhaufen, bedeckte ihn mit Gold, Silber und Purpurstoffen und verbrannte sich schließlich selbst – zusammen mit seiner Frau, seinen Konkubinen und seinen Eunuchen.
Diese dramatische Geschichte bezieht sich zwar auf den legendären Sardanapalus, entspricht aber nicht den historischen Tatsachen über den assyrischen König Assurbanipal. Vielmehr spiegelt sie das Schicksal seines Bruders Schamaschschumukin wider. Dieser war von Assurbanipal zum König von Babylon ernannt worden, rebellierte jedoch gegen seinen Bruder und Wohltäter.
Assurbanipal belagerte daraufhin Babylon. Die Belagerung zog sich hin, der Widerstand der Babylonier war erbittert – denn sie wussten, dass sie von den gnadenlosen Assyrern keine Nachsicht zu erwarten hatten. Doch Hunger und Seuchen schwächten die Bevölkerung. Als die Stadt schließlich nicht mehr zu halten war, zog sich König Schamaschschumukin in seinen Palast zurück. Um einer Gefangennahme durch seinen Bruder zu entgehen, setzte er das Gebäude in Brand und starb in den Flammen – gemeinsam mit seinen Frauen, Kindern, Dienern und Schätzen – genau in dem Moment, als die feindlichen Truppen in die Stadt eindrangen.

Nur wenige Jahre später wiederholte sich dieselbe Tragödie in Ninive selbst – diesmal unter Sarakus (auch Sinschariskun genannt), dem letzten König von Assyrien. Er wurde von dem aufständischen Nabopolassar, König von Babylon, und Kyaxares, dem König der Meder, belagert. Als die Niederlage unausweichlich war, setzte Sarakus seinen Palast in Brand und verbrannte sich darin selbst.
Damit endeten sowohl die Stadt Ninive als auch das assyrische Reich.
Die griechische Geschichtsschreibung bewahrte zwar die Erinnerung an diese Katastrophe, übertrug das Geschehen jedoch auf eine andere Figur: den weitaus berühmteren Aschurbanipal, dessen Gestalt in späteren Zeitaltern groß und düster gegen die untergehende Sonne des assyrischen Glanzes aufleuchtete.