Poesie
Ab und zu stolpere ich über gemeinfreie Gedichte oder ähnliche Texte, die zum Thema meiner Bücher passen oder sonst irgendwie eine Saite in mir zum Klingen bringen, die ich in dieser Rubrik sammeln will. Ein besonderer Glücksfund waren etwa "Die Engel" von Rainer Maria Rilke. An und für sich lesenswert, lieferte die letzte Zeile zudem den Titel für den ersten Roman um den abgestürzten Engel Luzifer: "Im dunklen Buch des Anbeginns"
Rudolf Leonhard: Ausmarsch
In Hameln sah aus dem Hochzeitshaus
aus dem zweiten Stock ein Dienstmädchen raus:
Das 164. Infanterieregiment rückte aus
und kam in endlos gleichen Reihen gezogen.
Georg Heym: Die Stadt der Qual
Ich bin in Wüsten eine große Stadt
Hinter der Nacht und toten Meeren weit.
In meinen Gassen herrscht stets wilder Zank
Geraufter Bärte. Ewig Dunkelheit
Alfred Lichtenstein: Die Dämmerung
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
Jakob van Hoddis: Die Himmelsschlange
Sonne glüht und Nächte schweigen,
Aus den hellen Fenstern steigen
Die Gespenster,
Unzucht treibend
In der Luft.
Und die Stadt
Verhüllt der Duft
Ihrer Schnapsgesichter.
Georg Trakl: De Profundis
Es ist ein Stoppelfeld, in das ein schwarzer Regen fällt.
Es ist ein brauner Baum, der einsam dasteht.
Es ist ein Zischelwind, der leere Hütten umkreist.
Wie traurig dieser Abend.
Allegorien und Absurditäten
... Eine Religion hingegen, für die Unzähligen bestimmt, welche, der Prüfung und des Denkens unfähig, die tiefsten und schwierigsten Wahrheiten sensu proprio nimmermehr fassen würden, hat auch nur die Verpflichtung, sensu allegorico wahr zu sein. Nackt kann die Wahrheit vor dem Volke nicht erscheinen.