Poesie
Ab und zu stolpere ich über gemeinfreie Gedichte oder ähnliche Texte, die zum Thema meiner Bücher passen oder sonst irgendwie eine Saite in mir zum Klingen bringen, die ich in dieser Rubrik sammeln will. Ein besonderer Glücksfund waren etwa "Die Engel" von Rainer Maria Rilke. An und für sich lesenswert, lieferte die letzte Zeile zudem den Titel für den ersten Roman um den abgestürzten Engel Luzifer: "Im dunklen Buch des Anbeginns"
Georg Trakl: De Profundis
Es ist ein Stoppelfeld, in das ein schwarzer Regen fällt.
Es ist ein brauner Baum, der einsam dasteht.
Es ist ein Zischelwind, der leere Hütten umkreist.
Wie traurig dieser Abend.
Allegorien und Absurditäten
... Eine Religion hingegen, für die Unzähligen bestimmt, welche, der Prüfung und des Denkens unfähig, die tiefsten und schwierigsten Wahrheiten sensu proprio nimmermehr fassen würden, hat auch nur die Verpflichtung, sensu allegorico wahr zu sein. Nackt kann die Wahrheit vor dem Volke nicht erscheinen.
Rainer Maria Rilke: Die Engel
Sie haben alle müde Münde
und helle Seelen ohne Saum.
Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)
geht ihnen manchmal durch den Traum.
Alexis Aar: Semiramis
Im Euphratschilf tönt Unkensang,
Grabhügel ziehn sich den Strom entlang.
Und aus den Gräbern steigen
Die Geister zum nächtigen Reigen.
Friedrich von Bodenstedt: Semiramis
Die Geisterhand des Todes winkt,
Und folgen muß ich seinem Zwange —
Doch sterb' ich, wie die Sonne sinkt,
Weitleuchtend noch im Untergange.
Johann Andreas Cramer: Gott, grenzenlos
Gott, grenzenlos,
Undenkbar groß,
Der Urquell aller Macht ist deine Stärke!
Schon sehn wir hier
So viel von ihr:
Doch sehn wir kaum den Anfang ihrer Werke.