Semiramis - Die Tochter der Luft
Augusto Valli (1867 - 1945), Semiramide muore sulla tomba di Nino, also: Semiramis stirbt am Grab von Nino
Auf meinen Recherchen über die sagenhafte Semiramis bin ich in der Einleitung zu einem Roman über die assyrische Königin auf folgende Absätze gestoßen:
"Die Geschichte von Semiramis, der größten Herrscherin Assyriens, ist so sehr mit den Religionen und dem Aberglauben der Alten vermischt, dass sich daraus nur wenige oder gar keine authentischen Fakten ableiten lassen. Zudem, diese Legenden wurden unter den Syrern und phantasievollen Persern von Vater zu Sohn weitergegeben, bis sie schließlich von den noch phantasievolleren Griechen aufgezeichnet wurden. Die letztgenannten Herren schienen selten zuzulassen, dass die reine Wahrheit ein Stolperstein auf ihren literarischen Pfaden war, sondern übersprangen sie geschickt zur Unterhaltung einer bewundernden Welt.
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Es ist nicht das Ziel dieses Werkes, eine Ansammlung historischer Fakten zu präsentieren, denn die Legenden von Semiramis sind zu absurd und bruchstückhaft, um eine solche Hoffnung zuzulassen. Es soll - in Anlehnung an die würdigen Griechen - zumindest unterhalten, auch wenn die eine oder andere Wahrheit sorglos gehandhabt werden mag. Es handelt von antiken Lieben und Kriegen, einem Gewirr aus Mythen und Wahrscheinlichkeiten - ein Flickenteppich, der im schlimmsten Fall dem Leser hilft, friedlich einzuschlafen."
(Edward Peple: Semiramis - A Tale of Battle and of Love, 1907)
Im Grunde könnte man diese Worte genauso meinem eigenen Roman Die kybernetischen Gärten von Babylon voranstellen. In dieser Rubrik habe ich vor allem zusammengetragen, was die noch phantasievolleren Griechen über die umtriebige Tochter der Luft zu berichten wussten. Dieser Beiname stammt übrigens aus dem gleichnamigen Theaterstück von Pedro Calderón de la Barca, in dem von Semiramis kein sonderlich schmeichelhaftes Bild gezeichnet wird.