So manchen aufmerksamen Leser dieser Seiten mag die Frage beschäftigen, was der neue Untertitel zu besagen hat: Unterwegs im Mahlstrom von Zeit und Raum und Begebenheiten. Diese Formulierung klingt schon sehr nach einen Zitat. Woher stammt sie? Warum wurde der Titel überhaupt geändert?

Zunächst einmal: Der ursprüngliche Zweck dieser Internetpräsenz war das Bereitstellen von zusätzlichen Informationen zu meinen Romanen. Da nun mit dem Ruhestand meines Verlegers diese Romane kaum noch verfügbar sein werden, ist dies hinfällig. Wie es mit den Büchern und meinem Schreiben weitergeht, ist alles noch sehr unklar. Das gibt aktuell keinen hinreichenden Inhalt für diese Seite ab.

Also habe ich das Motto der Seite geändert. Es passt immer noch zum Inhalt meiner Romane, aber ebenso zu anderer Literatur, die ich hier vorstellen und/oder übersetzen möchte. Ebenso passt es zu meinen Experimenten mit KI-Bildern und sogar zu meinen Touren, bei denen ich mich mit meinem Rucksack durch die Wälder schlage. Es hält mir also im Prinzip alle Optionen offen, bis sich herauskristallisiert hat, welche Richtung ich mit dieser Homepage in Zukunft einschlagen werde.

Woher stammt nun diese Formulierung? Ich bin in dem Buch The Purple Cloud von Matthew Phipps Shiel aus dem Jahre 1901 darauf gestoßen:

... for often-times, both waking and in nightmare, I did not know on which planet I was, nor in which Age, but felt myself adrift in the great gulf of time and space and circumstance, without bottom for my consciousness to stand upon; and the world was all mirage and a new show to me; and the boundaries of dream and waking lost.

Ich habe diese Textstelle nie wieder aus dem Kopf bekommen, sie bringt offenbar in mir eine verborgene Saite zum Klingen. Der Roman selbst gilt als ein Klassiker der frühen Science-Fiction und als eine der ersten literarischen Auseinandersetzungen mit dem Thema einer globalen Apokalypse. Er erzählt die Geschichte von Adam Jeffson, einem Polarforscher, der nach einer erfolgreichen Expedition zum Nordpol zurückkehrt, nur um festzustellen, dass die Menschheit durch eine mysteriöse violette Wolke ausgelöscht wurde.

In völliger Isolation streift Adam durch die leeren Städte der Welt. Der Roman erkundet dabei Themen wie die Einsamkeit, den Verlust der Menschheit und die dunklen Seiten von Macht und Freiheit. Adams Einsamkeit treibt ihn an den Rand des Wahnsinns, während er versucht, einen Sinn in der entvölkerten Welt zu finden.

Das Zitat stammt aus einer Stelle, in der Adam mutterseelenallein durchs Eismeer treibt.

Sometimes I would startle from sleep, horrified to the heart at some sound of exploding iceberg, or bumping floe, noising far through that white mystery of quietude, where the floes and bergs were as floating tombs, and the world a liquid cemetery. Never could I describe the strange Doom’s-day shock with which such a sound would recall me from far depths of chaos to recollection of myself: for often-times, both waking and in nightmare, I did not know on which planet I was, nor in which Age, but felt myself adrift in the great gulf of time and space and circumstance, without bottom for my consciousness to stand upon; and the world was all mirage and a new show to me; and the boundaries of dream and waking lost.

Übersetzt:

Manchmal schreckte ich aus dem Schlaf, bis ins Mark erschüttert vom Donnern eines berstenden Eisbergs oder einer kollidierenden Scholle, das weit durch dieses weiße Mysterium der Stille dröhnte, wo die Schollen und Eisberge schwimmenden Gräbern glichen und die Welt einem flüssigen Friedhof. Unmöglich, den seltsamen Weltuntergangschock zu beschreiben, mit dem ein solches Grollen mich aus des Chaos’ Tiefen in die Besinnung zurückholte: Oft wusste ich weder im Wachzustand noch im Albtraum, auf welchem Planeten ich mich befand, oder in welchem Zeitalter, sondern driftete im großen Mahlstrom von Zeit und Raum und Begebenheiten, ohne Boden, auf dem mein Bewusstsein stehen konnte; und die Welt war für mich nur ein Trugbild und eine neue Darbietung; und die Grenzen von Traum und Wachsein verwischten.

Man sieht: Ich habe in meinem Banner aus dem “Driften” oder “Treiben” ein “unterwegs” gemacht, insbesondere um mir die Option freizuhalten, auch mal einen Bericht über einen Outdoor-Trip o.ä. zu bringen. Zudem erweckt das einen etwas aktiveren Eindruck und die Hoffnung, dass man doch vielleicht ein wenig Einfluss darauf hat, was einem in diesem Mahlstrom zustößt. Das ist natürlich eher eine Illusion.

Die Übersetzung von “circumstance” als “Begebenheiten” ist etwas fragwürdig. An der Textstelle selbst passt wohl besser “Umstände” bzw. “Gegebenheiten”. So ähnlich gemeint wie etwa in Vonneguts Sirens of Titan:

I was the victim of a series of accidents As are we all

Aber die Übersetzung habe ich dann doch so gewählt, dass es besser zum Inhalt der Homepage passt, die wird allgemein “Begebenheiten” beschreiben.

Ach so: Ist der Roman The Purple Cloud eigentlich empfehlenswert? Ich habe es bisher noch nie geschafft, ihn zu Ende zu lesen. Eine Geschichte, die zum großen Teil nur eine Person auf der Bühne hat - selbstverständlich wird Adam irgendwann auf eine Eva treffen -, langweilt mich persönlich dann doch ziemlich schnell.