Sudelbuch
An dieser Stelle schreibe ich alle möglichen Beiträge, zu meinen Büchern, zu aktuellen Themen wie KI, im Grunde zu allem, worüber ich gerade lese oder wonach mir sonst so der Sinn steht.
Der Name dieser Kategorie stammt von Georg Christoph Lichtenberg, an den man sich heute vor allem durch die Aphorismen in seinen eigenen Sudelbüchern erinnert.
„Die Kaufleute haben ihr Waste book (Sudelbuch, Klitterbuch glaube ich im Deutschen), darin tragen sie von Tag zu Tag alles ein was sie verkaufen und kaufen, alles durch einander ohne Ordnung, aus diesem wird es in das Journal getragen, wo alles mehr systematisch steht, und endlich kommt es in den Leidger at double entrance nach der italiänischen Art buchzuhalten. In diesem wird mit jedem Mann besonders abgerechnet und zwar erst als Debitor und dann als Creditor gegenüber. Dieses verdient von den Gelehrten nachgeahmt zu werden. Erst ein Buch worin ich alles einschreibe, so wie ich es sehe oder wie es mir meine Gedanken eingeben, alsdann kann dieses wieder in ein anderes getragen werden, wo die Materien mehr abgesondert und geordnet sind, und der Leidger könnte dann die Verbindung und die daraus fließende Erläuterung der Sache in einem ordentlichen Ausdruck enthalten.“ (Georg Christoph Lichtenberg: Sudelbuch E, Eintrag 46)
Zugegeben, ein Sudelbuch, von dem man weiß, dass es jemand anders lesen könnte, ist nicht wirklich ein Sudelbuch. Aber das waren Lichtenbergs Sudelbücher ja auch nicht, obwohl er sie wohl tatsächlich nur für sich selbst geschrieben hat.
Übersetzungen und unzuverlässige Erzähler
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Vor Kurzem habe ich während meines Urlaubs Dostojewskis “Dämonen” gelesen. Der Autor verwendet hier einen Ich-Erzähler und beschreibt viele Handlungen über Dialoge. Dadurch wird der Leser gezwungen, sich zu fragen, inwieweit er die Geschehnisse genauso bewertet wie der Erzähler. Das geht noch weiter: Kann man als Leser überhaupt darauf vertrauen, dass die beschriebenen Dinge korrekt wiedergegeben sind? Die Darstellungen sind auf jeden Fall gefärbt. Jeder Erzähler nimmt die Welt unterschiedlich wahr, und bei der Wiedergabe ist zu berücksichtigen, an wen sich die Erzählung richtet und welchen Zweck der Erzähler verfolgt. Das ist zwar nichts grundlegend Neues, aber beim Lesen der “Dämonen” fiel es mir eben noch einmal explizit auf.
Eine Frage der Übersetzung
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Es ist schon eine Weile her, dass ich A Bid for Fortune, or Dr. Nikola's Vendetta von Guy Newell Boothby übersetzt habe. Damals betrieb ich einen Blog, in dem es ausschließlich um den viktorianischen Superschurken ging, und in einem der Beiträge hatte ich auf Schwierigkeiten bei der Übersetzung hingewiesen. Vor Kurzem nun bin ich nun (allerdings nur als Leser) erneut auf eine solche Problematik gestoßen und habe dabei festgestellt, dass ich heute wohl eine andere Entscheidung treffen würde. Bevor ich dies demnächst näher erläutere, möchte ich hier noch einmal den alten Artikel wiederholen:
Kombinatorische Betrachtungen zum Kamasutra-Code
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Zunächst einmal, bevor wir in weitere Überlegungen einsteigen, rate ich dringend, die dazugehörige Kurzgeschichte Der Kamasutra-Code zuerst zu lesen, denn die folgende Abhandlung verrät unvermeidlich deren Pointe. Das ist natürlich nur dann wirklich schade, falls jene Geschichte Sie überhaupt interessiert. Allerdings, wenn dies nicht der Fall ist, warum sollten Sie sich Betrachtungen über die dort verwendete Kombinatorik antun? Also, lesen Sie zuerst die Geschichte und kehren Sie anschließend bei Interesse hierher zurück; allein mit diesem Artikel werden Sie wohl nicht glücklich werden, und die umgekehrte Reihenfolge der Texte würde ich nur Leuten empfehlen, die sowieso immer zuerst das Ende eines Buches lesen, weil sie die Spannung sonst nicht aushalten.
Weiterlesen: Kombinatorische Betrachtungen zum Kamasutra-Code
KI-Bilder
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Im Laufe der letzten Zeit habe ich mit der Bildgenerierungs- und Bildbearbeitungs-KI Playground AI so einige Bilder erstellt, manche (wie das Beitragsbild) durch einen simplen Knopfdruck, andere durch aufwändigere Prozesse, etwa, indem ich die bisherigen Ergebnisse als Vorlage für abgewandelte Prompts nutzte, oder gar zusätzliche Bildbearbeitungssoftware einsetzte, um die Vorlagen vielversprechender zu gestalten. (Manchmal sagt ein Pinselstrich oder ein beherztes Copy-Paste doch mehr als tausend Worte.) Wenn ich mir ansehe, wofür ich von den anderen Mitgliedern der dortigen Community die meisten Likes erhalten habe, so finde ich dies oft schwer nachvollziehbar. Meist waren das Spielereien, oft nach Fotovorlagen von meinen Wandertouren, an denen ich einen bestimmten Prompt aus fremden Bildern testen wollte. Für meinen Geschmack nicht wirklich etwas Besonderes. Die Bilder, die mich selbst überrascht haben, weil der Algorithmus plötzlich etwas in dem Zusammenspiel von Beschreibung und bisherigem Bilderstellungsverlauf entdeckt hat, mit dem ich nicht gerechnet hatte, blieben völlig unbeachtet.