Die biblische Schöpfungsgeschichte im Science-Fiction-Gewand

Gott ist ein Computer. Diese Feststellung wird den meisten nur ein Achselzucken entlocken. Es ist inzwischen eine Binsenweisheit, dass für den heutigen Menschen der Computer zu einem Gott geworden ist. Aber was, wenn dies schon immer so war? Wenn es sich bereits bei dem eifersüchtigen Gott der Bibel um eine Künstliche Intelligenz handelte, die bei der Erschaffung unserer Welt stur einem festgelegten Algorithmus folgte? Einem Programm, das vielleicht nicht sonderlich gründlich durchdacht war, möglicherweise auch schlampig implementiert? Und in puncto Cybersicherheit ein offenes Scheunentor für jeden halbwegs fähigen Hacker?

Ausgangspunkt meiner SF-Romane ist das theoretische Konzept, das Universum durch Von-Neumann-Sonden zu erkunden. Eine solche Sonde kann sich selbst replizieren. Sie reist in ein Sonnensystem und erstellt aus den Ressourcen, die sie dort vorfindet, von sich mindestens zwei Kopien, die zu neuen Zielsystemen weiterreisen. Dies ist ein exponentieller Prozess und sollte dazu führen, auf diese Weise tatsächlich das gesamte Universum abzuklappern. Gesteuert wird eine solche Sonde durch eine künstliche Intelligenz, die während des Fluges und insbesondere während des Replikationsprozesses immer schlauer wird. Ein derartiger Supercomputer wäre wohl auch in der Lage, Bewusstseinsinhalte von lebendigen intelligenten Wesen in seinem Speicher abzubilden und das entsprechende Bewusstsein zu simulieren. Dieser Vorgang entspricht der Wiederauferstehung eines Individuums nach seinem Tod und damit genau dem Versprechen, das hinter den meisten Religionen steckt. In einer solchen Welt ergibt zum Beispiel die Idee Sinn, dass man sich an einen bestimmten Gott binden muss, um durch ihn ewiges Leben zu erhalten. 

Teufel im Einsatz

Also habe ich mir zunächst Propheten in fernen Welten vorgestellt, die dort auf Seelenfang gehen, was sie versprechen könnten, wie technische Prozeduren zu religiösen Handlungen werden, wie ein entsprechender Gottesdienst aussehen könnte, wie die Priester-Technologen einander bekriegen ... , bis mir klar wurde, dass man nicht nur in ferner Zukunft und weit entfernt fündig werden kann, sondern auch in der anderen Richtung: Was wäre, wenn der Gott der Bibel mit einer außerirdischen Sonde dieses Sonnensystem erreicht hat? Was wäre, wenn sein Auftrag nicht nur darin bestanden hat, sich selbst zu replizieren, sondern auch darin, die Spezies, die ihn auf die Reise geschickt hat, neu zu erschaffen? Erhielten dadurch nicht viele Passagen des Alten Testaments einen völlig neuen, plausibleren Sinn?