Sudelbuch
An dieser Stelle schreibe ich alle möglichen Beiträge, zu meinen Büchern, zu aktuellen Themen wie KI, im Grunde zu allem, worüber ich gerade lese oder wonach mir sonst so der Sinn steht.
Der Name dieser Kategorie stammt von Georg Christoph Lichtenberg, an den man sich heute vor allem durch die Aphorismen in seinen eigenen Sudelbüchern erinnert.
„Die Kaufleute haben ihr Waste book (Sudelbuch, Klitterbuch glaube ich im Deutschen), darin tragen sie von Tag zu Tag alles ein was sie verkaufen und kaufen, alles durch einander ohne Ordnung, aus diesem wird es in das Journal getragen, wo alles mehr systematisch steht, und endlich kommt es in den Leidger at double entrance nach der italiänischen Art buchzuhalten. In diesem wird mit jedem Mann besonders abgerechnet und zwar erst als Debitor und dann als Creditor gegenüber. Dieses verdient von den Gelehrten nachgeahmt zu werden. Erst ein Buch worin ich alles einschreibe, so wie ich es sehe oder wie es mir meine Gedanken eingeben, alsdann kann dieses wieder in ein anderes getragen werden, wo die Materien mehr abgesondert und geordnet sind, und der Leidger könnte dann die Verbindung und die daraus fließende Erläuterung der Sache in einem ordentlichen Ausdruck enthalten.“ (Georg Christoph Lichtenberg: Sudelbuch E, Eintrag 46)
Zugegeben, ein Sudelbuch, von dem man weiß, dass es jemand anders lesen könnte, ist nicht wirklich ein Sudelbuch. Aber das waren Lichtenbergs Sudelbücher ja auch nicht, obwohl er sie wohl tatsächlich nur für sich selbst geschrieben hat.
Purpurne Untertitel
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So manchen aufmerksamen Leser dieser Seiten mag die Frage beschäftigen, was der neue Untertitel zu besagen hat: Unterwegs im Mahlstrom von Zeit und Raum und Begebenheiten. Diese Formulierung klingt schon sehr nach einen Zitat. Woher stammt sie? Warum wurde der Titel überhaupt geändert?
Am Ende des Lateins
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Ich arbeite gerade an der Übersetzung von The Golden Bough von James George Frazer. Schon das Motto des Buches stellt eine Herausforderung dar. Frazer schrieb zu einer Zeit, als er bei seinen Lesern sichere Lateinkenntnisse und eine Vertrautheit mit den lateinischen Klassikern voraussetzen konnte. So beginnt sein Werk mit einem Zitat aus Martial:
Longior undecimi nobis decimique libelli
Artatus labor est et breve rasit opus.
Plura legant vacui.
(Martial, XII, 5)
Übersetzungen und unzuverlässige Erzähler
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Vor Kurzem habe ich während meines Urlaubs Dostojewskis “Dämonen” gelesen. Der Autor verwendet hier einen Ich-Erzähler und beschreibt viele Handlungen über Dialoge. Dadurch wird der Leser gezwungen, sich zu fragen, inwieweit er die Geschehnisse genauso bewertet wie der Erzähler. Das geht noch weiter: Kann man als Leser überhaupt darauf vertrauen, dass die beschriebenen Dinge korrekt wiedergegeben sind? Die Darstellungen sind auf jeden Fall gefärbt. Jeder Erzähler nimmt die Welt unterschiedlich wahr, und bei der Wiedergabe ist zu berücksichtigen, an wen sich die Erzählung richtet und welchen Zweck der Erzähler verfolgt. Das ist zwar nichts grundlegend Neues, aber beim Lesen der “Dämonen” fiel es mir eben noch einmal explizit auf.
Eine Frage der Übersetzung
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Es ist schon eine Weile her, dass ich A Bid for Fortune, or Dr. Nikola's Vendetta von Guy Newell Boothby übersetzt habe. Damals betrieb ich einen Blog, in dem es ausschließlich um den viktorianischen Superschurken ging, und in einem der Beiträge hatte ich auf Schwierigkeiten bei der Übersetzung hingewiesen. Vor Kurzem nun bin ich nun (allerdings nur als Leser) erneut auf eine solche Problematik gestoßen und habe dabei festgestellt, dass ich heute wohl eine andere Entscheidung treffen würde. Bevor ich dies demnächst näher erläutere, möchte ich hier noch einmal den alten Artikel wiederholen: